Es ist ein eindringliches Bild, das sich dem Besucher am Ende der Dauerausstellung im Schlesischen Museum Görlitz bietet. In einer Vitrine sind Schlüssel ausgestellt. An Haken hängen sie, bündelweise. Große sind darunter, die zu Scheunentoren passen könnten, kleine, mit denen sich vielleicht Wohnungstüren öffnen lassen. An den Schlüsselringen kleben kleine Zettel mit Ortsnamen und Straßen, die keiner mehr nennt. Die Schlüssel passen in kein Schloss mehr, erinnern im Museum an den Heimatverlust in der Folge eines verbrecherischen Krieges, der in das Land zurückschlug, von dem er ausgegangen war. Die Vertriebenen, die die Schlüssel ihrer Häuser mitnahmen, begingen in den Augen der neuen Herrscher eine Straftat. Die Schlüsselgewalt geriet zur Machtfrage. In der neuen Heimat galt dieses Souvenir des Verschwindens, des Verlustes nicht selten als Symbol des Revanchismus, als nostalgisches Relikt einer rückwärtsgewandten Rachelust. Die Museen und Archive kennen viele dieser Geschichten.