Berlin

In der Herbstsonne vor dem Berliner Reichstagsgebäude schlendert der Kanzler samt Gattin, er posiert mit Touristinnen im Arm für Erinnerungsfotos und wirkt dabei durchaus entspannt. Man merkt ihm nicht an, was er bis zum Mittag dieses Tages schon alles erlebt hat. Am frühen Morgen – sozusagen auf nüchternen Magen – hat er Hans-Christian Ströbele und zwei weitere Abweichler der Grünen im Kanzleramt empfangen und eigenhändig umgedreht, mit links, denn in der rechten Hand hielt er eine Zigarre. Unmittelbar danach droht er vor der SPD-Fraktion im Bundestag mit dem Ende der Koalition, falls die Regierung ihre eigene Mehrheit verfehlen würde. Für sechs Parlamentarier kommen des Kanzlers drastische Überzeugungsversuche zu spät. Sie votieren mit Nein. Die Abstimmung über die Gesundheitsreform darf der Kanzler dennoch als Erfolg werten. Zu viele Abgeordnete der Union fehlten, um ihn in Bedrängnis zu bringen. Nun schlendert der Kanzler ein bisschen, draußen in der Herbstsonne.