Der Libertin bittet zum Fest – Gruppensex in Peter Konwitschnys Don-Giovanni-Inszenierung
Foto: Drama
Nachdem der letzte Ton der Musik verklungen ist, betritt Idomeneo, der König von Kreta, noch einmal die Bühne, allein, mit einem blutigen Sack über der Schulter. Schwer geschlagen ist er vom Schicksal, ein gebrochener Mann. Aber nun, bei seinem allerletzten Auftritt, ist sein Herz ganz leicht, weil der Sack, den er bei sich trägt, so schwer ist – schwer von abgeschnittenen Köpfen. Grausames hatte der Meeresgott Poseidon einst vom Kreterkönig verlangt: Ans Ufer seiner Heimat ließ er ihn nur zurückkehren gegen den Schwur, den ersten Menschen zu opfern, der ihm dort begegnete. Das war Idamante, Idomeneos Sohn, der den Vater sehnsüchtig am Strand erwartete. Und jetzt tritt der König, mitten in die Stille des Opernschlusses hinein, noch einmal an die Rampe, um zu zeigen, wen er wirklich geopfert hat. Er greift in den Sack und zieht, laut auflachend, den blutigen Kopf Poseidons hervor. Idomeneo hat nicht seinen Sohn, sondern den Gott enthauptet! Und nicht nur den: Auch die Köpfe der großen Religionsstifter Jesus, Mohammed und Buddha hält er triumphierend in die Höhe. Der Kreterkönig hat allen nur denkbaren überirdischen Instanzen den Garaus gemacht und die Fesseln seiner Fremdbestimmtheit gekappt. Jetzt ist er endlich frei. Und das Licht erlischt.