Washington/Berlin
Der deutsche Bundeskanzler ist in Washington Persona non grata, der einst hoch geschätzte Außenminister darf sich schon freuen, dass Collin Powell hin und wieder ein wenig Zeit erübrigen kann, und wenn der deutsche Verteidigungsminister seinen Antrittsbesuch bei Donald Rumsfeld absolviert, geht es ohne gezielte Demütigungen nicht ab. Wie anders, wenn Angela Merkel dieser Tage die amerikanische Hauptstadt bereist. Der Vizepräsident, die Sicherheitsberaterin, der Verteidigungsminister, alle empfangen die Oppositionsführerin aus Deutschland, die auch ansonsten ein pralles Programm vorfindet. Man interessiert sich für Angela Merkel, sie wird hofiert. Und sie wird instrumentalisiert. Mit ihrer Vorzugsbehandlung lässt sich demonstrieren, wie wenig man noch mit ihren politischen Gegnern zu schaffen haben will. Die Wertschätzung, die ihr entgegenschlägt, ist die Kehrseite der Erbitterung, mit der man von Washington aus auf die Berliner Regierenden blickt.