Ihr Unglücklichen seid, Land, du bist zu beklagen! / Du entsetzliche Ansammlung, ach, aller Plagen!" - das sind Worte Voltaires aus seinem Gedicht über das Lissaboner Erdbeben von 1755. Die Katastrophe forderte 30 000 Tote, und die Szenen, die der angebliche Spötter beschrieb, sind erschütternd. An sie erinnern die Bilder aus diesen Weihnachtstagen, darunter auch dasjenige einer Frau, die nach Gott ruft.
Doch anstatt den Leidenden hinterherzuwerfen, sie seien eben dem Zorn Gottes anheim gefallen - letztlich also: seinem gütigen Willen -, stellte der Philosoph den Sinn der angeblich gottgewollten Ordnung infrage. Wie kalt dagegen räsonierte Immanuel Kant wenige Jahre später zum selben Thema: "Die Betrachtung solcher schrecklicher Zufälle ist lehrreich. Sie demütigt den Menschen dadurch, dass sie ihn sehen lässt, er habe kein Recht oder zum wenigsten, er habe es verloren, von den Naturgesetzen, die Gott angeordnet hat, lauter bequemliche Folgen zu erwarten."