Einmal halten beim Finanzamt. Für Kapitalertragssteuer und Solidaritätszuschlag sind 26,375 Prozent von den Zinsen abzugeben. © plainpicture / Elektrons 08
Banken im Ausland bieten hohe Zinsen für Tages- und Festgeld, Zinsportale erleichtern den Zugang. Wir zeigen, wie es auch mit der Steuererklärung läuft.
Steuerabrechnung je nach Portal, Land und Anlage
Tagesgeld in Schweden, Festgeld in Frankreich – das ist zunehmend normal für Sparerinnen und Sparer in Deutschland. Ein Grund sind Zins- und Vergleichsportale wie Weltsparen und Check24. Die Portale machen es Anlegern leichter, von hohen Zinsen ausländischer Banken zu profitieren. Bei der Steuer sollten Sparer allerdings genau hinschauen – denn die Abrechnung kann je nach Zinsportal, Land und Anlagemodell unterschiedlich funktionieren. Die Stiftung Warentest zeigt, wie Auslandszinsen korrekt zu versteuern sind und welche Informationen auf Zinsportalen dabei helfen.
Unser Rat
Auslandszinsen nutzen. Wenn Sie ein paar Dinge beachten, können Sie von hohen Zinsen im Ausland profitieren, ohne Sorgen vor der Steuer zu haben. Unter die Top-Angebote in den Übersichten der Stiftung Warentest schaffen es zum Beispiel oft Tagesgelder und Festgelder, die Sie über das Portal Weltsparen abschließen können. Schauen Sie im Produktinformationsblatt nach, ob das Portal Abgeltungssteuer abzieht. Falls nicht – was bei Weltsparen die Regel ist – müssen Sie Ihre Zinsen in der Steuererklärung angeben.
Quellensteuer vermeiden. Legen Sie besser nicht in Ländern an, die Quellensteuer abziehen, wie Belgien oder Österreich. Eine solche Geldanlage ist bürokratischer als Anlagen ohne Quellensteuer. Die Erstattung der Quellensteuer kostet Sie nicht nur Zeit, manchmal entstehen auch Kosten.
Tages- und Festgeld vergleichen. Die besten Zinsen finden Sie in den Übersichten der Stiftung Warentest für Tagesgeld und Festgeld.
Keine Abgeltungssteuer im Ausland abgezogen
Auf Zinsen sind Kapitalertragssteuer, Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer zu zahlen. Inländische Banken überweisen die Steuer für die Anleger direkt ans Finanzamt, die sogenannte Abgeltungssteuer. Die Banken zahlen nur den Rest an Kunden aus.
Ausländische Banken zahlen die Zinsen hingegen ohne Abzug deutscher Steuern an die Anleger aus. Das gilt auch für viele Tages- und Festgeldanlagen, die sich über Zins- und Vergleichsportale abschließen lassen. So führt Weltsparen für die meisten Angebote auf der Plattform keine Abgeltungssteuer ab – lediglich für einige wenige Auslandsanlagen im „Treuhandmodell“. Check24 führt nie Abgeltungssteuer ab. Sparer müssen ihre Zinserträge in der Steuererklärung angeben (Zeile 19 der Anlage KAP).
Steuerübersicht vom Zinsportal
Der Zinsertrag, der in die Steuererklärung einzutragen ist, geht aus den Kontoauszügen der Auslandsbank hervor. Auf Antrag stellen ausländische Geldhäuser zusätzlich eine Bescheinigung mit den Steuerinformationen aus, oft auch auf Deutsch.
Kundinnen und Kunden von Zinsportalen können häufig auf weitere Dokumente zurückgreifen, mit denen sich die Steuererklärung leichter erledigen lässt. So erhalten Anleger bei Weltsparen und Check24 im ersten Quartal eines jeden Jahres eine Übersicht über die steuerlich relevanten Positionen des Vorjahres. Wer mehrere Geldanlagen besitzt, findet in den Dokumenten mancher Zinsportale die nötigen Informationen für die Steuererklärung gebündelt vor und muss sie nicht bei verschiedenen ausländischen Banken zusammensuchen.
Auslandsbanken und Portale wie Check24 nehmen keine Freistellungsaufträge an. Das ist auch nicht nötig, da sie ohnehin keine Steuern abziehen und diese erst später mit der Steuererklärung fällig werden.
Eine spätere Steuerzahlung auf Auslandszinsen kann einen kleinen Zinsvorteil bringen: Sparer und Sparerinnen können die noch nicht gezahlten Steuern anlegen, bis sie fällig werden.
Zeitpunkt der Besteuerung
Wann Zinsen versteuert werden müssen, hängt davon ab, wann sie „zugeflossen“ sind. Doch Vorsicht: Bei einem mehrjährigen Festgeld, bei dem die Zinsen jedes Jahr automatisch wieder angelegt und mitverzinst werden, gelten die Zinserträge mit Ablauf jedes Jahres als zugeflossen – auch wenn sie niemals auf dem eigenen Girokonto gelandet sind. Wer ausländisches Festgeld mit Zinseszinseffekt besitzt, sollte also darauf achten, die Zinsen jedes Jahr in der Steuererklärung anzugeben. Auch dabei erweisen sich die Steuerbescheinigungen mancher Zinsportale als hilfreich.
Anders verhält es sich bei Festgeldanlagen ohne Zinseszins, sofern die Erträge auch erst am Ende ausgezahlt werden. Hier berechnen die Anbieter die Zinsen jedes Jahr auf den ursprünglich angelegten Betrag. Die Zinsen aus solchen Anlagen sind erst am Ende der Laufzeit zu versteuern.
Besser nur Festgeld mit Zinseszins abschließen
Die Stiftung Warentest nimmt Festgeld ohne Zinseszins nicht in ihre Übersichten auf, denn sie haben zwei Nachteile. Zum einen senkt der fehlende Zinseszinseffekt immer die Rendite. Der weitere Nachteil: Wenn Zinsen geballt in einem Jahr zu versteuern sind, verbrauchen sie mehr vom Sparerpauschbetrag als Anlagen, die jedes Jahr nur ein bisschen vom Freibetrag abknabbern. Je nachdem, wie viel vom Pauschbetrag durch andere Kapitalerträge verbraucht wird und wie hoch die gezahlten Zinsen sind, kann das nachteilig sein.
Beispiel: Julia Meier will eine Erbschaft von 25 000 Euro für drei Jahre zu 3 Prozent anlegen. Sie ist nicht verheiratet und hat somit einen Sparerpauschbetrag von 1 000 Euro. Sie besitzt bislang keine Kapitalanlagen. Bei einem Festgeld mit Zinseszinseffekt zahlt sie keine Steuern, weil die jährlichen Zinsen unter ihrem Freibetrag liegen. Legt sie ohne Zinseszinseffekt an und bekommt die Zinsen trotzdem erst am Ende, müsste sie 1 250 Euro versteuern (750 Euro Zinsen pro Jahr mal 3 Jahre minus 1 000 Euro Freibetrag) und knapp 330 Euro Steuern zahlen.
Tipp: Wenn Sie Festgelder auf Weltsparen vergleichen, finden Sie die Angabe über den Zinseszins nach einem Klick auf „Angebotsdetails“. Auf Check24 klicken Sie auf „Produktdetails“ und vergleichen den nominalen und den effektiven Zinssatz. Ist der effektive Zins geringer als der nominale, handelt es sich um ein Angebot ohne Zinseszins.
Manche Portale mit Steuerautomatik
Im Gegensatz zu den meisten Angeboten auf Weltsparen sowie allen auf Check24 folgen die Festgelder der Zinsmärkte von Deutscher Bank und Norisbank einem anderen System: Die Zinsplattform führt für ihre Kunden Abgeltungssteuer ab, ein Freistellungsauftrag ist möglich. Anleger müssen dann nicht unbedingt eine Steuererklärung abgeben.
Auch die Plattform Zinspilot, die schrittweise eingestellt wird, zieht für den Großteil der Bestandskunden Abgeltungssteuer ab.
Auf Weltsparen folgt ein kleiner Teil der ausländischen Festgeldanlagen dem Treuhandmodell, bei dem die Plattform Abgeltungssteuer abführt. Erkennbar ist dies im Produktinformationsblatt an Formulierungen wie „Der Steuereinbehalt erfolgt durch die Raisin Bank AG“. Raisin ist das Unternehmen, das hinter Weltsparen steckt.
Quellensteuer vermeiden
Wer im Ausland anlegt, muss nicht nur die deutschen Steuerregeln beachten, sondern auch die des Anlagelandes. Manche Länder erheben auf Zinserträge Quellensteuern, oft 15 Prozent, teilweise bis zu 35 Prozent.
Die Quellensteuer mancher Länder lässt sich ganz oder teilweise bei der deutschen Einkommenssteuer anrechnen. Bei anderen Ländern wiederum können sich Kunden in Deutschland von der Quellensteuer befreien lassen. Wie das System aus Anrechnung und Befreiung genau ausgestaltet ist, hängt vom Doppelbesteuerungsabkommen des jeweiligen Landes mit Deutschland ab. Die nötigen Dokumente für eine Quellensteuerbefreiung wie eine Ansässigkeitsbescheinigung stellen Portale wie Weltsparen oder Check24 für ihre Kunden und Kundinnen bereit.
Dennoch bleiben Geldanlagen in Ländern mit Quellensteuer aufwendiger. Wer Geldanlagen auf Zinsportalen vergleicht, sollte in den Angebotsdetails oder im Produktinformationsblatt nachsehen, ob das jeweilige Anlageland Quellensteuern erhebt. In den Zinsübersichten der Stiftung Warentest haben wir solche Anlagen ausgeschlossen.
-
Hier bringt Ihr Spargeld die beste Rendite – und ist sicher
- Mit unserem Festgeld-Vergleich mit 194 Angeboten finden Sie die besten sicheren Zins-Offerten.
-
Hier finden Sie die besten Zinsen
- Unser Tagesgeld-Vergleich zeigt, wo Sie die aktuell besten Zinsen bekommen und sicher anlegen.
-
Wie Sie Ihr Spargeld richtig investieren und gute Zinsen finden
- Viele wollen ihr Geld gut anlegen und die Zinsen sind weiter attraktiv. Wir zeigen, für wen sich Zinsanlagen lohnen. Unser Sparrechner berechnet Rendite und Startkapital.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.