Renten-ETF mit hohen Zinsen Welt­weit in Anleihen investieren

Datum:
  • Text: Karin Baur
  • Testleitung: Thomas Krüger, Yann Stoffel
Renten-ETF mit hohen Zinsen - Welt­weit in Anleihen investieren

Exotische Anlageziele. Südafrika und Brasilien (rechts) sind nicht nur beliebte Reiseländer, sondern auch bei Anle­gerinnen und Anlegern wegen ihrer hoch­verzinsten Anleihen geschätzt. © Westend61 / Amazing Aerial (M)

Bundes­anleihen sind sicher, aber lang­weilig – finden viele. Sie wollen in High-Yield-ETF investieren oder Anleihen anderer Länder und Währungen kaufen. Ein Über­blick.

Bundes­wert­papiere, wie die Anleihen des deutschen Staates genannt werden, zählen zu den sichersten Anlagen welt­weit. Der Preis für die Sicherheit ist der vergleichs­weise nied­rige Zins. Derzeit liegt die Rendite zehnjäh­riger Bundes­anleihen bei rund 2,6 Prozent (Juli 2025). Wer sich nicht so lange binden will, bekommt bei kürzeren Lauf­zeiten noch weniger.

Kein Wunder, dass viele Anle­gerinnen und Anleger nach Alternativen Ausschau halten. Und davon gibt es jede Menge, ange­fangen von Anleihen aus Schwellenländern bis hin zu Fremdwährungs­papieren.

Eines ist jedoch klar: So sicher wie Bundes­anleihen sind sie nicht. Es gilt das eherne Gesetz der Geld­anlage: Höhere Renditen gehen mit höheren Risiken einher. Bei Fremdwährungs­anleihen kann sogar gelten: mehr Risiko, weniger Ertrags­chancen.

Rentenfonds und ETF im Fonds­finder der Stiftung Warentest

In unserer monatlichen Fondsanalyse betrachten wir rund 7 500 Rentenfonds aus mehr als 650 verschiedenen Fonds­gruppen. Sicher­heits­baustein-Fonds mit Euro-Staats- und Unter­nehmens­anleihen sind ein wesentlicher, aber kleiner Teil. Hier sind die Unterscheidungs­merkmale der Fonds im Über­blick.

Staaten oder Unternehmen als Emittenten

Rentenfonds lassen sich danach unterscheiden, wer die Heraus­geber der Anleihen im Fond­sport­folio sind – mal sind es Staaten, die die Anleihen emit­tieren, mal sind es Unternehmen, die sich auf diese Weise Geld leihen. Fonds, die Anleihen beider Arten von Emittenten mischen, machen knapp die Hälfte der von Stiftung Warentest unter­suchten Rentenfonds aus.

Von sicheren Papieren bis Ramsch-Anleihen

Ein weiteres wichtiges Unterscheidungs­merkmal ist die Bonität. Sie besagt, wie kreditwürdig die Heraus­geber der Anleihen sind. Rund 55 Prozent der Fonds verwalten Anleihen guter Bonität. In rund einem Viertel der Fonds liegen Anleihen schlechter Bonität. Sie sind spekulativ, bieten höhere Rendite­chancen, aber auch mehr Risiko. 17 Prozent der Fonds mischen Bonitäten.

Zu den Staats­anleihen guter Bonität zählen zuvor­derst Bundes­wert­papiere. Ihr Rating, also ihre Bonitäts­note, ist erst­klassig. Die Rating­agentur Stan­dard&Poor‘s beispiels­weise vergibt die Bestnote von AAA. Die Noten sind in mehreren Stufen aufgebaut: Auf AAA folgen AA+, AA, AA-, A+, A und A-, dann BBB+, BBB, BBB-, BB+, BB, BB-, B+, B, B- und schließ­lich CCC+, CCC und CCC- sowie D. D steht für Default, Zahlungs­ausfall.

Bei der Einlagensicherung sind wir streng

In Europa haben außer Deutsch­land unter anderem auch Schweden und die Nieder­lande ein AAA. Bei Fonds gelten Noten von AAA bis BBB- als ein Investment mit guter Bonität – der eng­lische Fach­ausdruck hierfür ist Investment Grade. Von BB+ bis hinunter zu D zählen die Anleihen zum sogenannten Speculative Grade. Finanzleute sprechen auch von Junk Bonds, Ramsch­anleihen oder High Yield (eng­lisch für hoher Ertrag).

In unseren Festgeldvergleich nehmen wir nur Banken aus Ländern mit sehr guten Noten auf – schlechter als AA- darf die Note aus unserer Sicht nicht sein, schließ­lich stehen die Länder für die Einlagensicherung gerade.

Fonds für den Sicher­heits­baustein

Wer Fonds oder ETF für den Sicher­heits­baustein seiner – länger­fristigen – Geld­anlage sucht, für den kommen vor allem folgende drei Fonds­gruppen infrage:

Möglich sind auch Geldmarkt­fonds. Welche Fonds sich für wen eignen, lesen Sie im Beitrag „Welche Anlagen für Sicherheit im Depot sorgen“. Eine Unter­suchung zu Geldmarkt-ETF finden Sie im Artikel „Eine bequeme Alternative zu Tagesgeld“. Wer nach­haltig investieren möchte, findet hier einen Vergleich zu nachhaltigen Rentenfonds.

Sind US-Anleihen sicher?

Ebenfalls als sicher gelten US-Staats­anleihen. Zwar ist ihr Rating nicht mehr ganz so gut wie das von Deutsch­land – Stan­dard & Poor‘s etwa bewertet US-Papiere mit der zweit­besten Note AA+. Dennoch gelten die Vereinigten Staaten als zuver­lässiger Schuldner. Daran ändert auch die derzeit hohe Staats­verschuldung erst einmal nichts. Die Zinsen sind aktuell höher als die in Deutsch­land. Für zehnjäh­rige US-Bonds gibt es circa 4,4 Prozent pro Jahr (Juli 2025). Aus Sicht hiesiger Anle­gerinnen und Anleger sind US-Staats­anleihen für den Sicher­heits­baustein dennoch nicht geeignet, weil sie auf Dollar lauten und ein Währungs­risiko beinhalten. Wer möchte, kann ETF mit US-Staats­anleihen kaufen, die in Euro abge­sichert sind. Dabei geht der Zins­vorteil jedoch verloren.

Exotik fürs Depot

Es gibt Fonds, die welt­weit anlegen, andere haben Schwer­punkte, etwa bei Euro­land, USA, einzelnen Euro-Ländern oder globalen Schwellenländern. Gerade letztere ziehen immer wieder die Aufmerk­samkeit der Anleger auf sich. Zu Schwellenländer­investments zählen beispiels­weise brasilia­nische Staats­anleihen, südafrikanische oder asiatische Papiere.

Weil Schwellenländer in der Regel nicht so bonitäts­stark sind wie Industrieländer, müssen sie höhere Zinsen bieten. Die sollen das höhere Risiko ausgleichen. Dass ein solches Investment auch mal schief gehen kann, hat etwa Argentinien gezeigt, das Anfang der Nullerjahre Pleite ging.

Spekulative Fonds zur Beimischung

Wie Staats­anleihen werden auch Unter­nehmens­anleihen nach Bonität bewertet – und entsprechend sortieren wir Fonds und ETF, die in Unter­nehmens­anleihen investieren, in normale und spekulative Fonds­gruppen ein. In der Fonds­daten­bank kenn­zeichnen wir dabei die normalen Fonds­gruppen nicht extra, während wir die spekulativen Gruppen mit dem Zusatz „spekulativ“ oder „Bonität gemischt“ versehen.

Tipp: Beachten Sie, dass sich spekulative Fonds nur zur Beimischung in ein gut gestreutes Depot eignen.

Achten Sie auf die Währung

Bei Anleihen von Schwellenländern sollten Anleger unbe­dingt auf die Währung achten, in der die Anleihen ausgegeben sind. Einige Fonds investieren nur in Schwellenländer­papiere, die auf Dollar lauten. Andere kaufen Anleihen in lokaler Währung, brasilia­nische Papiere in Real, südafrikanische in Rand.

US-Dollar-Anleihen schwanken weniger als Anleihen, die auf die lokalen Währungen der Schwellenländer lauten. Daran ändert auch die aktuelle Dollarschwäche nichts. Es gibt auch Fonds, die Schwellenländer­anleihen in Euro absichern (EUR hedged).

Tipp: Fonds und ETF mit Anleihen aus Schwellenländern finden Sie, in dem Sie im Fondsfinder zunächst auf „Alle Fonds anzeigen“ klicken und dann im Filter „Fonds­gruppen“ weitersuchen. Bleiben wir beim Beispiel der „Staats­anleihen spekulativ“: Die meisten Fonds und ETF finden sich in den Gruppen

  • Staats­anleihen Bonität gemischt: Schwellenländer global USD
  • Staats­anleihen Bonität gemischt: Schwellenländer global EUR hedged
  • Staats­anleihen Bonität gemischt: Schwellenländer global verschiedene Währungen

High-Yield-Unter­nehmens­anleihen

Auch Unter­nehmens­anleihen lassen sich danach unterscheiden, ob sie von bonitäts­starken oder bonitäts­schwachen Firmen heraus­gegeben wurden. Hoch­zins­anleihen können dabei durch­aus auch aus Industrieländern stammen. Das im Vergleich zu erst­klassigen Unter­nehmens­anleihen höhere Ausfall­risiko wird mit höheren Zinsen entschädigt.

Tipp: Im Fondsfinder finden Sie die Fonds, indem sie im Filter „Fonds­gruppen“ auf „Unter­nehmens­anleihen spekulativ“ klicken. Eine weitere Alternative sind High-Yield-Fonds, die nicht ausschließ­lich Unter­nehmens­papiere kaufen, sondern Staats- und Unter­nehmens­anleihen mischen.

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Wie sich Kurz- und Lang­läufer unterscheiden

Anders als Aktien laufen Anleihen nur eine bestimmte Zeit. Die meisten Fonds mischen Anleihen verschiedener Rest­lauf­zeiten, manche kaufen nur Kurz­läufer, andere nur lang laufende Papiere. Je kürzer die Rest­lauf­zeit, desto geringer sind die Kurs­schwankungen. Steigen am Markt die Zinsen, sind die bereits im Umlauf befindlichen Altanleihen mit ihren geringeren Zinsen weniger attraktiv. Ihre Kurse sinken. Umge­kehrt verhält es sich, wenn die Zinsen am Markt sinken. Je kürzer eine Anleihe noch läuft, desto weniger reagiert sie auf Änderungen des Markt­zinses.

Tipp: Wir empfehlen für die mittel- bis lang­fristige Geld­anlage Fonds und ETF mit Anleihen aller Lauf­zeiten. Sie haben höhere Rendite­chancen als Kurz­läufer, allerdings auch höhere Schwankungen. Wer partout keine Schwankungen möchte, nimmt Kurz­läufer- oder Geldmarkt­fonds. Auch Laufzeit-ETF kommen infrage.

Anleihen mit Inflations­schutz

Normaler­weise ist im Zins­kupon einer Anleihe ein gewisser Ausgleich für die Inflation enthalten. Das ist ein Grund dafür, warum länger laufende Papiere in der Regel bessere Zinsen bieten als kurz laufende. Steigt die Inflation jedoch unerwartet höher als gedacht, dann reicht der einge­preiste Inflations­ausgleich nicht aus. Für solche Fälle eignen sich inflationsindexierte Anleihen.

Tipp: Mehr dazu erfahren Sie in unserem Beitrag „Mit Sachwerten gegen die Geldentwertung“.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 28.08.2025 um 09:22 Uhr
    Ausreichend finanziertes Einlagensicherungssystem

    @alle: Zwar gibt es keinen automatischen rechtlichen Anspruch auf staatliche Unterstützung, aber in der EU-Richtlinie 2014/49/EU ist festgelegt, dass die Mitgliedstaaten sicherstellen müssen, dass ihr Einlagensicherungssystem ausreichend finanziert ist (Vgl. Art. 10 Abs. 10 der Richtlinie).
    Falls der Fonds bei einer größeren Bankenpleite nicht reicht, muss der Staat den Zugang zu weiterer Finanzierung sicherstellen, laut Richtlinie beispielsweise durch Nachschusspflichten der Mitgliedsinstitute.
    Im schlimmsten Fall könnten auch staatliche Maßnahmen hinzukommen, wie bei der Finanzkrise 2008 geschehen. Die staatliche Bereitschaft (und auch die Mittel) zur Hilfeleistung wiederum ist bei Ländern mit guter Wirtschaftskraft sehr wahrscheinlich und politisch erwartbarer, als es das bei Ländern mit weniger gutem Rating und schwacher Wirtschaftskraft ist.

  • CWolf am 26.08.2025 um 08:57 Uhr
    falsche Aussage zum Thema "Festgeld"

    Leider erwecken Sie immer wieder den Eindruck, die Einlagensicherungssysteme der einzelnen Länder wären mit einer Art "Staatshaftung" unterlegt. So wieder in dem aktuellen Artikel:
    "In unseren Festgeldvergleich nehmen wir nur Banken aus Ländern mit sehr guten Noten auf – schlechter als AA- darf die Note aus unserer Sicht nicht sein, schließ­lich stehen die Länder für die Einlagensicherung gerade."
    Diese Aussage ist falsch, Länder stehen nicht für die Einlagensicherung gerade.
    mfg
    C. Wolf