Exotische Anlageziele. Südafrika und Brasilien (rechts) sind nicht nur beliebte Reiseländer, sondern auch bei Anlegerinnen und Anlegern wegen ihrer hochverzinsten Anleihen geschätzt. © Westend61 / Amazing Aerial (M)
Bundesanleihen sind sicher, aber langweilig – finden viele. Sie wollen in High-Yield-ETF investieren oder Anleihen anderer Länder und Währungen kaufen. Ein Überblick.
Bundeswertpapiere, wie die Anleihen des deutschen Staates genannt werden, zählen zu den sichersten Anlagen weltweit. Der Preis für die Sicherheit ist der vergleichsweise niedrige Zins. Derzeit liegt die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen bei rund 2,6 Prozent (Juli 2025). Wer sich nicht so lange binden will, bekommt bei kürzeren Laufzeiten noch weniger.
Kein Wunder, dass viele Anlegerinnen und Anleger nach Alternativen Ausschau halten. Und davon gibt es jede Menge, angefangen von Anleihen aus Schwellenländern bis hin zu Fremdwährungspapieren.
Eines ist jedoch klar: So sicher wie Bundesanleihen sind sie nicht. Es gilt das eherne Gesetz der Geldanlage: Höhere Renditen gehen mit höheren Risiken einher. Bei Fremdwährungsanleihen kann sogar gelten: mehr Risiko, weniger Ertragschancen.
Rentenfonds und ETF im Fondsfinder der Stiftung Warentest
In unserer monatlichen Fondsanalyse betrachten wir rund 7 500 Rentenfonds aus mehr als 650 verschiedenen Fondsgruppen. Sicherheitsbaustein-Fonds mit Euro-Staats- und Unternehmensanleihen sind ein wesentlicher, aber kleiner Teil. Hier sind die Unterscheidungsmerkmale der Fonds im Überblick.
Staaten oder Unternehmen als Emittenten
Rentenfonds lassen sich danach unterscheiden, wer die Herausgeber der Anleihen im Fondsportfolio sind – mal sind es Staaten, die die Anleihen emittieren, mal sind es Unternehmen, die sich auf diese Weise Geld leihen. Fonds, die Anleihen beider Arten von Emittenten mischen, machen knapp die Hälfte der von Stiftung Warentest untersuchten Rentenfonds aus.
Von sicheren Papieren bis Ramsch-Anleihen
Ein weiteres wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist die Bonität. Sie besagt, wie kreditwürdig die Herausgeber der Anleihen sind. Rund 55 Prozent der Fonds verwalten Anleihen guter Bonität. In rund einem Viertel der Fonds liegen Anleihen schlechter Bonität. Sie sind spekulativ, bieten höhere Renditechancen, aber auch mehr Risiko. 17 Prozent der Fonds mischen Bonitäten.
Zu den Staatsanleihen guter Bonität zählen zuvorderst Bundeswertpapiere. Ihr Rating, also ihre Bonitätsnote, ist erstklassig. Die Ratingagentur Standard&Poor‘s beispielsweise vergibt die Bestnote von AAA. Die Noten sind in mehreren Stufen aufgebaut: Auf AAA folgen AA+, AA, AA-, A+, A und A-, dann BBB+, BBB, BBB-, BB+, BB, BB-, B+, B, B- und schließlich CCC+, CCC und CCC- sowie D. D steht für Default, Zahlungsausfall.
Bei der Einlagensicherung sind wir streng
In Europa haben außer Deutschland unter anderem auch Schweden und die Niederlande ein AAA. Bei Fonds gelten Noten von AAA bis BBB- als ein Investment mit guter Bonität – der englische Fachausdruck hierfür ist Investment Grade. Von BB+ bis hinunter zu D zählen die Anleihen zum sogenannten Speculative Grade. Finanzleute sprechen auch von Junk Bonds, Ramschanleihen oder High Yield (englisch für hoher Ertrag).
In unseren Festgeldvergleich nehmen wir nur Banken aus Ländern mit sehr guten Noten auf – schlechter als AA- darf die Note aus unserer Sicht nicht sein, schließlich stehen die Länder für die Einlagensicherung gerade.
Fonds für den Sicherheitsbaustein
Wer Fonds oder ETF für den Sicherheitsbaustein seiner – längerfristigen – Geldanlage sucht, für den kommen vor allem folgende drei Fondsgruppen infrage:
- Staatsanleihen Euro
- Staats- und Unternehmensanleihen Euro
- Staatsanleihen Deutschland
Möglich sind auch Geldmarktfonds. Welche Fonds sich für wen eignen, lesen Sie im Beitrag „Welche Anlagen für Sicherheit im Depot sorgen“. Eine Untersuchung zu Geldmarkt-ETF finden Sie im Artikel „Eine bequeme Alternative zu Tagesgeld“. Wer nachhaltig investieren möchte, findet hier einen Vergleich zu nachhaltigen Rentenfonds.
Sind US-Anleihen sicher?
Ebenfalls als sicher gelten US-Staatsanleihen. Zwar ist ihr Rating nicht mehr ganz so gut wie das von Deutschland – Standard & Poor‘s etwa bewertet US-Papiere mit der zweitbesten Note AA+. Dennoch gelten die Vereinigten Staaten als zuverlässiger Schuldner. Daran ändert auch die derzeit hohe Staatsverschuldung erst einmal nichts. Die Zinsen sind aktuell höher als die in Deutschland. Für zehnjährige US-Bonds gibt es circa 4,4 Prozent pro Jahr (Juli 2025). Aus Sicht hiesiger Anlegerinnen und Anleger sind US-Staatsanleihen für den Sicherheitsbaustein dennoch nicht geeignet, weil sie auf Dollar lauten und ein Währungsrisiko beinhalten. Wer möchte, kann ETF mit US-Staatsanleihen kaufen, die in Euro abgesichert sind. Dabei geht der Zinsvorteil jedoch verloren.
Exotik fürs Depot
Es gibt Fonds, die weltweit anlegen, andere haben Schwerpunkte, etwa bei Euroland, USA, einzelnen Euro-Ländern oder globalen Schwellenländern. Gerade letztere ziehen immer wieder die Aufmerksamkeit der Anleger auf sich. Zu Schwellenländerinvestments zählen beispielsweise brasilianische Staatsanleihen, südafrikanische oder asiatische Papiere.
Weil Schwellenländer in der Regel nicht so bonitätsstark sind wie Industrieländer, müssen sie höhere Zinsen bieten. Die sollen das höhere Risiko ausgleichen. Dass ein solches Investment auch mal schief gehen kann, hat etwa Argentinien gezeigt, das Anfang der Nullerjahre Pleite ging.
Spekulative Fonds zur Beimischung
Wie Staatsanleihen werden auch Unternehmensanleihen nach Bonität bewertet – und entsprechend sortieren wir Fonds und ETF, die in Unternehmensanleihen investieren, in normale und spekulative Fondsgruppen ein. In der Fondsdatenbank kennzeichnen wir dabei die normalen Fondsgruppen nicht extra, während wir die spekulativen Gruppen mit dem Zusatz „spekulativ“ oder „Bonität gemischt“ versehen.
Tipp: Beachten Sie, dass sich spekulative Fonds nur zur Beimischung in ein gut gestreutes Depot eignen.
Achten Sie auf die Währung
Bei Anleihen von Schwellenländern sollten Anleger unbedingt auf die Währung achten, in der die Anleihen ausgegeben sind. Einige Fonds investieren nur in Schwellenländerpapiere, die auf Dollar lauten. Andere kaufen Anleihen in lokaler Währung, brasilianische Papiere in Real, südafrikanische in Rand.
US-Dollar-Anleihen schwanken weniger als Anleihen, die auf die lokalen Währungen der Schwellenländer lauten. Daran ändert auch die aktuelle Dollarschwäche nichts. Es gibt auch Fonds, die Schwellenländeranleihen in Euro absichern (EUR hedged).
Tipp: Fonds und ETF mit Anleihen aus Schwellenländern finden Sie, in dem Sie im Fondsfinder zunächst auf „Alle Fonds anzeigen“ klicken und dann im Filter „Fondsgruppen“ weitersuchen. Bleiben wir beim Beispiel der „Staatsanleihen spekulativ“: Die meisten Fonds und ETF finden sich in den Gruppen
- Staatsanleihen Bonität gemischt: Schwellenländer global USD
- Staatsanleihen Bonität gemischt: Schwellenländer global EUR hedged
- Staatsanleihen Bonität gemischt: Schwellenländer global verschiedene Währungen
High-Yield-Unternehmensanleihen
Auch Unternehmensanleihen lassen sich danach unterscheiden, ob sie von bonitätsstarken oder bonitätsschwachen Firmen herausgegeben wurden. Hochzinsanleihen können dabei durchaus auch aus Industrieländern stammen. Das im Vergleich zu erstklassigen Unternehmensanleihen höhere Ausfallrisiko wird mit höheren Zinsen entschädigt.
Tipp: Im Fondsfinder finden Sie die Fonds, indem sie im Filter „Fondsgruppen“ auf „Unternehmensanleihen spekulativ“ klicken. Eine weitere Alternative sind High-Yield-Fonds, die nicht ausschließlich Unternehmenspapiere kaufen, sondern Staats- und Unternehmensanleihen mischen.
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Wie sich Kurz- und Langläufer unterscheiden
Anders als Aktien laufen Anleihen nur eine bestimmte Zeit. Die meisten Fonds mischen Anleihen verschiedener Restlaufzeiten, manche kaufen nur Kurzläufer, andere nur lang laufende Papiere. Je kürzer die Restlaufzeit, desto geringer sind die Kursschwankungen. Steigen am Markt die Zinsen, sind die bereits im Umlauf befindlichen Altanleihen mit ihren geringeren Zinsen weniger attraktiv. Ihre Kurse sinken. Umgekehrt verhält es sich, wenn die Zinsen am Markt sinken. Je kürzer eine Anleihe noch läuft, desto weniger reagiert sie auf Änderungen des Marktzinses.
Tipp: Wir empfehlen für die mittel- bis langfristige Geldanlage Fonds und ETF mit Anleihen aller Laufzeiten. Sie haben höhere Renditechancen als Kurzläufer, allerdings auch höhere Schwankungen. Wer partout keine Schwankungen möchte, nimmt Kurzläufer- oder Geldmarktfonds. Auch Laufzeit-ETF kommen infrage.
Anleihen mit Inflationsschutz
Normalerweise ist im Zinskupon einer Anleihe ein gewisser Ausgleich für die Inflation enthalten. Das ist ein Grund dafür, warum länger laufende Papiere in der Regel bessere Zinsen bieten als kurz laufende. Steigt die Inflation jedoch unerwartet höher als gedacht, dann reicht der eingepreiste Inflationsausgleich nicht aus. Für solche Fälle eignen sich inflationsindexierte Anleihen.
Tipp: Mehr dazu erfahren Sie in unserem Beitrag „Mit Sachwerten gegen die Geldentwertung“.
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Was ETF mit inflationsindexierten Anleihen taugen
- Inflationsgeschützte Anleihen sollen dafür sorgen, dass Anlegende real, das heißt nach Abzug der Inflation, kein Geld verlieren. Doch funktioniert der Schutz überhaupt?
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ETF mit speziellem Inflationsschutz-Ansatz
- Klassische ETF mit inflationsindexierten Anleihen bieten keinen Schutz vor steigenden Zinsen. Es gibt aber spezielle ETF, die das können. Wir haben sie uns angeschaut.
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ETF mit inflationsindexierten Anleihen sprunghaft gestiegen
- Wegen der anziehenden Inflation haben Anleihen-ETF mit Inflationsschutz seit Jahresbeginn besser abgeschnitten als ETF mit klassischen Euro-Staatsanleihen.
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@alle: Zwar gibt es keinen automatischen rechtlichen Anspruch auf staatliche Unterstützung, aber in der EU-Richtlinie 2014/49/EU ist festgelegt, dass die Mitgliedstaaten sicherstellen müssen, dass ihr Einlagensicherungssystem ausreichend finanziert ist (Vgl. Art. 10 Abs. 10 der Richtlinie).
Falls der Fonds bei einer größeren Bankenpleite nicht reicht, muss der Staat den Zugang zu weiterer Finanzierung sicherstellen, laut Richtlinie beispielsweise durch Nachschusspflichten der Mitgliedsinstitute.
Im schlimmsten Fall könnten auch staatliche Maßnahmen hinzukommen, wie bei der Finanzkrise 2008 geschehen. Die staatliche Bereitschaft (und auch die Mittel) zur Hilfeleistung wiederum ist bei Ländern mit guter Wirtschaftskraft sehr wahrscheinlich und politisch erwartbarer, als es das bei Ländern mit weniger gutem Rating und schwacher Wirtschaftskraft ist.
Leider erwecken Sie immer wieder den Eindruck, die Einlagensicherungssysteme der einzelnen Länder wären mit einer Art "Staatshaftung" unterlegt. So wieder in dem aktuellen Artikel:
"In unseren Festgeldvergleich nehmen wir nur Banken aus Ländern mit sehr guten Noten auf – schlechter als AA- darf die Note aus unserer Sicht nicht sein, schließlich stehen die Länder für die Einlagensicherung gerade."
Diese Aussage ist falsch, Länder stehen nicht für die Einlagensicherung gerade.
mfg
C. Wolf