Blick aufs Wesentliche. Wer wissen will, was genau in Säften drin ist, muss in die Zutatenliste gucken. © plainpicture
Anders als ihr Name vermuten lässt, enthalten Säfte und Smoothies aus verschiedenen Früchten oft vor allem Apfel. Das Ärgernis hat einen Namen: „Applejuicification“.
Im Frühjahr verbreitete sich der Beitrag eines englischen Nutzers auf X (ehemals Twitter), der darauf aufmerksam macht, wie viel Apfelsaft in Mehrfruchtsäften und Smoothies enthalten ist – obwohl ihr Look anderes vermuten lässt. Der Verfasser nannte seine Beobachtung Applejuicification – frei übersetzt also Apfelsaftifizierung. Das Cambridge Dictionary nahm den Begriff im Juni in seine „New words“-Liste auf. Unser österreichisches Partnermagazin Konsument hat den Apfelanteil einiger Produkte gecheckt – und ist fündig geworden. Wir nennen fünf davon, die auch in Deutschland verkauft werden.
Eine ärgerliche, aber erlaubte Praxis
Das Prinzip der Apfelsaftifizierung ist keine neue Sache. Bereits 2014 zeigte eine Studie des Portals lebensmittelklarheit.de: Früchte, die vorn auf der Verpackung prominent abgebildet oder genannt werden, können Verbraucherinnen und Verbraucher täuschen. Sie gehen davon aus, dass die gezeigten und benannten teuren Früchte die Hauptzutat sind und nicht preiswerter Apfelsaft.
Wir kritisieren regelmäßig, wenn Kundinnen und Kunden erst im Kleingedruckten genau erkennen können, was sie kaufen. Das ist oft erlaubt – aber nicht verbraucherfreundlich. Im Smoothie-Test etwa werteten wir Produkte ab, wenn die beworbenen Zutaten weniger als 50 Prozent ausgemacht haben.
Zutatencheck bei bekannten Marken
Unsere österreichischen Kolleginnen und Kollegen vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) haben sich Aufmachung und Zutatenlisten von 13 Saftprodukten und Smoothies aktuell angeschaut. Apfel ist teils in hohen Mengen drin, obwohl auch andere Obstsorten groß beworben werden oder Apfel vorn gar nicht genannt wird. In einigen Produkten liegt der Apfelsaftgehalt bei über 60 Prozent. Diese fünf Beispiele für Applejuicification aus dem Check werden auch in Deutschland verkauft:
- Hohes C plus Eisen – Apfel, Granatapfel, Himbeere: Das Getränk besteht zu 80 Prozent aus Apfelsaft. Die Zutaten Granatapfel und Himbeere kommen zusammen nur auf 5,5 Prozent.
- Innocent – Inner Winner Pinke Drachenfrucht, Litschi, Apfel, Baobab + Vitamine: Der Saft enthält 70 Prozent Apfelsaft und 5 Prozent Apfelwasser. Die Zutaten Pinke Drachenfrucht, Litschi und Baobab machen in Summe nur 8,1 Prozent aus.
- Rauch Happy Day – Honigmelone: Die Hauptzutat des Fruchtsaftgetränks ist Wasser, danach folgt Apfelsaft mit 22 Prozent. Honigmelone ist nur zu 5 Prozent enthalten.
- dm Bio – ACE Smoothie mit Karotte, Orange und Weizenkeimöl: Der Saft basiert auf 40,5 Prozent Apfelmark. Die Zutaten Karotte, Orange und Weizenkeimöl kommen in Summe nur auf 43,5 Prozent.
- Innocent – Immunshot Ingwer: Das Getränk besteht zu 60 Prozent aus Apfelsaft und zu 30 Prozent aus Ingwer.
Das sagen die Hersteller
Aber warum steckt so viel Apfel in saftigen Mixgetränken? Die Hersteller verwiesen Konsument zufolge in ihren Stellungnahmen darauf, dass Apfelsaft als geschmacksneutrale Grundlage eingesetzt werde und der reine Geschmack der geschmacksgebenden Zutat zu sauer, zu bitter oder ähnliches wäre. Die Aufmachung solle zeigen, was Verbraucherinnen und Verbraucher geschmacklich erwarten können. Konsument vermutet, dass so auch an teuren Zutaten gespart werden kann.
Natürlich wäre etwa Ingwersaft pur viel zu scharf. Ingwer-Shots basieren daher meist auf Apfelsaft, wie auch fast alle Produkte in unserem Ingwer-Shot-Test. Eine klare und verhältnismäßige Darstellung der Hauptzutaten würde das mögliche Gefühl der Täuschung aber verhindern – und auch das umständliche Aufspüren der Hauptzutaten im Kleingedruckten.
Tipp: Schauen Sie bei Saft- und Smoothie-Mischungen immer in die Zutatenliste. Der Anteil beworbener Zutaten muss in Prozent angegeben werden. Für alle anderen Zutaten gilt: Die Reihenfolge ist absteigend – je geringer der Anteil im Produkt, umso weiter hinten steht die Zutat in der Liste.
Beliebte Fruchtsäfte im Test
Für alle, die es lieber klassisch statt bunt gemischt mögen, testen wir regelmäßig Fruchtsäfte. Im Apfelsaft-Test ist der Name Programm: Alle Produkte bestehen, wie vorgeschrieben, zu 100 Prozent aus Apfel. Im Birnensaft-Test haben wir neben reinen Birnensäften auch Apfel-Birnen-Mischungen geprüft. Die Nummer Eins der beliebtesten Fruchtsäfte ist sonnengelb: Jeden zweiten Orangensaft im Test können wir empfehlen.
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Was den Geschmack bestimmt
- Zugesetzte Aromastoffe müssen richtig gekennzeichnet sein. Was schreibt das Gesetz dazu vor? Welche Aroma-Typen gibt es? Wir geben Antworten rund ums Aroma.
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Nicht gleich wegwerfen
- Lebensmittel sind teurer geworden – und landen dennoch jenseits des Haltbarkeitsdatums oft im Müll. Wer prüft, was noch genießbar ist, spart Ressourcen und Geld.
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Direktsaft ist am besten
- Im Test gibt es viel Mittelmaß. Nur wenige Apfelsäfte sind gut – alles naturtrübe Direktsäfte. Einer ist geschmacklich top. Konzentratsaft kann da nicht mithalten.
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Auch bei Joghurt wird oft mit eingefärbten Apfelschnipseln gemogelt. Überhaupt sollte man öfter mal die Zutatenliste von Lebensmittel lesen. Sehr sehenswert ist die ZDF-Serie „Lege deckt auf“ mit dem Koch Sebastian Lege, der die Tricks der Lebensmittelindustrie aufzeigt. Viele Folgen findet man in der ZDF- Mediathek.
Also für die Ernährung von Kindern sind die Eltern verantwortlich. Es ist ihre Aufgabe und Verpflichtung, ihre Kinder nicht nur angemessen zu ernähren sondern ihnen natürlich auch das notwendige Wissen über Ernährung beizubringen. Angaben auf Verkaufsverpackungen von Lebensmitteln richten sich daher normalerweise immer zuerst einmal an Erwachsene. Und die Stiftung Warentest hat vollkommen recht, wenn sie feststellt, dass ein Blick auf die Zutatenliste von in diesem Fall Getränken sehr schnell zeigt, was man da vor sich hat. Wer nicht willens ist, selbst Verantwortung für die Ernährung von sich selbst und seiner Familie zu übernehmen und deshalb auch einmal auf die Zutatenliste zu schauen, der hat gewiss ganz andere Probleme als den Apfelsaftgehalt von irgendwelchen Getränken. Zumal an Apfelsaft absolut nichts auszusetzen ist. Und wie der Artikel ebenfalls richtig sagt, ist nicht nur der Preis der Grund sondern eben auch in vielen Fällen der Geschmack.
"Tipp: Schauen Sie bei Saft- und Smoothie-Mischungen immer in die Zutatenliste"
An wen richtet sich dieser Tipp, Kinder evtl?
"Konsument vermutet, dass so auch an teuren Zutaten gespart werden kann."
Achwas. Ganz wenig Recherche hätte aus dieser Vermutung eine Gewissheit gemacht. Wer sagt es dem Prakti?