ETF erklärt Börsen­gehandelte Fonds – was bedeutet das genau?

ETF erklärt - Börsen­gehandelte Fonds – was bedeutet das genau?

Abkür­zung. ETF sind nicht zwangs­läufig Indexfonds. Das Besondere an ihnen ist die Handel­barkeit an der Börse. © Getty Images / Nastassia Samal

ETF ist die Abkür­zung für Exchange Traded Funds – „börsen­gehandelte Fonds“. Ist das etwas Besonderes? Was den Handel mit ETF von dem mit anderen Fonds unterscheidet.

Wer sich mit Geld­anlage beschäftigt, stößt schnell auf die Abkür­zung ETF für Exchange Traded Funds. Sie sind die beste Lösung für Anle­gerinnen und Anleger, um breit gestreut und günstig in Aktien, Anleihen oder Rohstoffe zu investieren. Die Stiftung Warentest zeichnet geeignete ETF daher als „1. Wahl“ aus, um Anlegern die Auswahl zu erleichtern.

Kurz erklärt

ETF sind börsen­gehandelte Fonds. Es gibt ETF sowohl als Aktienfonds wie auch als Rentenfonds, Rohstoff­fonds oder Misch­fonds. Ein Fonds sammelt Geld der Anleger und legt es in verschiedene Werte an. ETF lassen sich jeder­zeit an der Börse kaufen und verkaufen.

Der Begriff ETF wird dabei – auch von uns – meist synonym mit Indexfonds verwendet. Das ist aber streng genommen nicht ganz korrekt. ETF steht nur als Abkür­zung für Exchange Traded Funds, also börsen­gehandelte Fonds – ohne „Index“. In den meisten Fällen zeichnen ETF zwar einen Index nach – aber nicht zwangs­läufig. Wir erklären in diesem Artikel, wo die Unterschiede liegen und warum ETF nicht immer so selbst­verständlich waren, wie es heute scheint.

Tipp: Wie Sie Ihre Geld­anlage mit ETF am besten gestalten, lesen Sie in unserem Special Mit ETF Geld anlegen.

Deswegen gibt es ETF

Indexfonds gab es, bevor es ETF gab. Ihre Geschichte ist eng verbunden mit der modernen Finanzmarkt­forschung und personell mit Jack Bogle, dem Gründer von Vanguard, der 1975 seinen ersten Indexfonds auflegte. Er wurde zu Beginn für seine Idee ausgelacht, mit der Geld­anlage „passiv“ einem Index zu folgen. Es dauerte eine Weile, bis die erfolg­reichen Ergeb­nisse dieser Anlageform verdeutlichten, wie gut Indexfonds tatsäch­lich im Vergleich zu aktiv verwalteten Fonds sind.

Indexfonds als ETF in der heutigen Form gab es erst später: Auslöser für die neuartige ETF-Konstruktion war der Börsencrash 1987. Bis dahin konnten Anleger ihre Fonds nur über die Fonds­gesell­schaft kaufen und zurück­geben. Während des Crashs fiel der Nachteil auf, dass Fonds­anleger immer nur mit Zeit­verzug ihre Fonds handeln konnten und dass die Kurse weiter gedrückt werden, je mehr Aktien die Fonds nach Anteils­rück­gaben verkaufen müssen.

ETF als Problemlöser

ETF sollten diese Probleme entschärfen. Sie sollten zum einen wie Aktien börsen­handel­bar sein und nicht erst mit ein oder zwei Tagen Verzögerung zu unbe­kannten Preisen – so wie es heute noch bei normalen Fonds üblich ist. Zum anderen sollten im ETF ganze Aktienkörbe gehandelt werden, ohne dass Einzel­aktien verkauft werden müssen. Dadurch sollte der Preis­druck bei Einzel­aktien in einem Crash gemindert werden.

Vieles an ETF war aber so neu, dass die Zulassung in den USA vier Jahre gedauert hat – 1993 startete der erste ETF auf den S&P 500. In Kanada ging es mit der Zulassung schneller, dort startete der erste ETF 1990. Erst im April 2000 gab es die ersten ETF an der Deutschen Börse.

Tipp: Rund 2 000 ETF für verschiedene Regionen, Länder, Branchen und Anla­geklassen finden Sie in unserer Daten­bank Fonds und ETF im Vergleich.

Mehr als nur Indexfonds

Auch wenn ETF nicht für Indizes erdacht wurden, so zeigt der Rück­blick, dass sie schon immer stark mit dem Indexfonds-Konzept verbunden waren. Denn mit ETF auf Indizes wird ein Problem umgangen: Die Börsen­handel­barkeit von ETF setzt voraus, dass alle invol­vierten Parteien wie Anleger, Banken und Broker und nicht nur die ETF-Gesell­schaft den Wert des ETF ständig leicht ermitteln können. Wenn der ETF einen bekannten Index abbildet, ist das sehr einfach, weil dessen Wert sowieso schon stetig ermittelt und in Echt­zeit publiziert wird.

Der wichtigste Aktien­index für ETF-Anleger ist der MSCI World. In den aktuellen Analysen zum MSCI World erklärt die Stiftung Warentest, wie er sich zusammensetzt, und stellt die Rendi­teentwick­lung dar.

Auch das Absichern und Nach­bilden eines ETFs ist einfacher, wenn er sich an einem bekannten Index orientiert. Solche Indizes haben meist bereits bestehende Finanz­produkte wie Futures – das sind Verträge, bei denen sich Käufer und Verkäufer darauf einigen, einen bestimmten Wert (zum Beispiel den Index) zu einem fest­gelegten Preis und Zeit­punkt in der Zukunft zu handeln. Diese Futures und andere Instru­mente helfen dabei, für ETF präziser und einfacher korrekte Kurse zu stellen.

Bei einem individuellen Aktienkorb wird alles etwas komplizierter. Aber es gibt auch aktiv verwaltete ETF. Populär wurde dieses Konzept unter anderem durch den ARK Innovation ETF von Cathie Woods. Das Konzept aktiv gemanagter ETF gibt es aber schon länger.

Nicht nur für Aktien

So wie ETF meist mit Indexfonds verbunden werden, waren ETF zu Beginn auch in erster Linie Aktien­produkte. Aber das ETF-Konstruktions­prinzip passt auch auf Anleihen und Rohstoffe, und solche ETF sind inzwischen selbst­verständlich. ETF versprechen auch bei Anleihen Effizienzgewinne. Weil der Markt für Anleihen intrans­parenter und zersplitterter ist als der Aktienmarkt, ist der Kauf von hunderten Anleihen über einen ETF viel einfacher, als sich selbst einen Anleihe-Korb zusammen­zustellen.

ETF sind Fonds

ETF sind juristisch gesehen genauso Fonds wie die aktiv gemanagten Fonds. Das wird auch am Namen deutlich: ETF müssen „Ucits ETF“ im Namen tragen, „Ucits“ steht für die europäischen Fonds­regeln, die jeder Fonds erfüllen muss, um europaweit einfach vertrieben werden zu können (Ucits = undertaking for collective investment in trans­ferable securities, auf deutsch „Ogaw“ = Organismus für gemein­same Anlagen in Wert­papieren). Zusätzlich gibt es für ETF jedoch Ausnahmen und zusätzliche Regeln, die sie beachten müssen.

Besonderheit des Börsen­handels

Was ist nun das Besondere an ETF als „börsen­gehandelten Fonds“? Schließ­lich gibt es in Deutsch­land tausende „normale“ Fonds, die hier an Börsen handel­bar sind, ohne dass es ETF wären. Es gibt tatsäch­lich deutliche Unterschiede zwischen ETF und den anderen Fonds, die eventuell auch an einer Börse gehandelt werden.

Market Maker sorgen für Liquidität und Effizienz

Die ETF-Gesell­schaft beauftragt einen Market Maker, den sogenannten Authorized Participant („AP“, manchmal auch Designated Sponsor genannt). Das sind eigene Abtei­lungen der großen Banken oder Wert­papier­handels­häuser, die kontinuierlich Kauf- und Verkaufs­kurse für den ETF stellen, um den Handel zu erleichtern und die Liquidität zu gewähr­leisten. Market Maker sorgen dafür, dass zur Not sie als Käufer oder Verkäufer auftreten, selbst es wenn gerade keine passende „echte“ Gegen­partei am Markt gibt. Sie verdienen am Spread (Spanne) zwischen dem Kauf- und Verkaufs­preis, für die jedoch Höchst­grenzen fest­gelegt werden.

Die Authorized Participants der ETF sind mit den Börsenplätzen welt­weit verbunden und analysieren alle relevanten Kurse ständig und in Sekundenbruch­teilen, um daraus ETF-Kurse abzu­leiten. Das führt bei Aktien-ETF auf Stan­dard-Indizes zu Spreads unter 0,1 Prozent – auch wenn die Indizes über 1 000 Aktien aus verschiedenen Zeitzonen umfassen.

Der Handel von ETF geschieht in einem speziellen Börsensegment, in Deutsch­land zum Beispiel auf Xetra in Frank­furt, aber auch über lokale Börsen wie die Börse Stutt­gart, Tradegate Exchange oder LS-Exchange.

Normale Fonds haben höhere Handels­spannen

Bei normalen Fonds, die an der Börse gelistet sind, gibt es diese Mecha­nismen nicht. Die normalen Fonds weisen meist Spannen von ein oder zwei Prozent aus, da hier für den Market Maker die Trans­parenz des Fondsinventars fehlt. Auch normale Fonds können zum Börsen­handel von einem Market Maker aufgenommen werden. Dies kann aber passieren, ohne dass die Fonds­gesell­schaft dies unterstützt oder wünscht. Der Market Maker kann dann entweder nur Angebot und Nach­frage zusammen­bringen oder auch versuchen, selber Fonds­anteile zu kaufen und zu verkaufen. Diese handelt er dann im Anschluss mit dem Fondsanbieter, so wie es alle Banken für ihre Kunden machen, die Fonds kaufen. Für den passenden Börsen­preis ist der Market Maker dann selbst verantwort­lich. Die handel­baren Volumen sind in der Regel kleiner als bei ETF.

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ETF-Anteile werden durch Lieferung von Aktien erstellt

Durch geregelte Prozesse ist auch die Schaffung neuer ETF-Anteile möglich: Die ETF-Gesell­schaft erlaubt dem Authorized Participant, ETF gegen einen Wert­papierkorb oder Geld zu tauschen. Dieser Prozess ist für ETF einzig­artig. Er trägt den Namen „Creation/Redemption“-Prozess.

Auf diese Weise kann der Market Maker über die Börse ETF-Anteile verkaufen, seine Positionen über den Tag absichern und später seine Absicherungs­positionen gegen ETF beim Anbieter eintauschen. Dazu über­mittelt der ETF-Anbieter gegebenenfalls täglich die Bestand­teile des Aktienkorbes, gegen den der Market Maker ETF-Anteile tauschen kann. Diese Aktien sind bei einem Indexfonds Bestand­teile des abge­bildeten Index. So kauft der Authorized Participant im Prinzip die Aktien oder Wert­papiere, die nachher im Fonds­vermögen landen. Dadurch wächst das Fonds­vermögen, es wurden neue ETF-Anteile geschaffen.

Wenn der AP mehr ETF kauft als verkauft, läuft es umge­kehrt. Das Fonds­vermögen sinkt, es gibt weniger ETF-Anteile. Es kann auch statt eines Aktienkorbes Geld gegen ETF-Anteile getauscht werden.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 11.02.2025 um 11:07 Uhr
    Rebalancingkosten

    @Rentenberater10: Rebalancing- bzw. sogenannte Transaktionskosten werden durchaus ausgewiesen, und zwar verpflichtend und standarisiert für alle Fonds im Basisinformationsblatt. Bei einem ETF mit eher hohem Umschlag, wie dem Xtrackers MSCI World Momentum Ucits ETF, beliefen sie sich auf ca. 0,05 %. Bei vielen ETF auf Standard-Indizes sind sie noch niedriger, manchmal auch 0. Warum wir Einzelaktien für die meisten Anleger nicht empfehlen, haben wir hier erläutert: https://www.test.de/Streuung-bei-der-Geldanlage-Sind-Einzelaktien-besser-als-ETF-6116220-0/

  • Rentenberater10 am 10.02.2025 um 13:45 Uhr
    Sehr "dünne" Beschreibung von ETF

    Kein Hinweis auf Kosten - insbesondere die "Rebalancingkosten", welche doch auch versteckte Kosten sind. Hier gibt es keine Transparenz. Risiko wenn man bei Crashs verkaufen muß - bei Einzelaktien kann ich mir die besten mit dem geringsten Verlust aussuchen. .........usw