Einen bekannteren und volkstümlicheren Vogel als den
Haussperling gibt es wohl kaum. Wie kaum ein anderer Vogel schloss er sich
dem Menschen an. Er mag uns nicht missen und bleibt selbst in den kältesten
Wintern bei uns. Wundert es da, dass er eine große Anzahl von Namen hat,
wovon wohl Spatz und Sperling am meisten gebraucht werden. Den Namen
Dreckspatz brauche ich wohl nicht zu erläutern. Sein wissenschaftlicher
Name passer domesticus bedeutet übersetzt Haussperling und
bestätigt somit unseren Namen für ihn.
Übrigens hat sich das Essen von Sperlingsfleisch, es gilt als Delikatesse,
bis in die heutige Zeit erhalten. Betrachten wir nur unsere Nachbarn im
Süden Europas. Noch vor wenigen Monaten wurden in Belgien
Bei uns in Deutschland wird der Haussperling durch
seine Nominatform Passer domesticus domesticus (L. 1758)
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Inzwischen bewohnt er bis auf wenige Ausnahmen alle
Erdteile. In Italien, Nordsizilien, Korsika und Kreta wird er durch den
Italiensperling vertreten. In Teilen Spaniens, Süditalien, Südsizilien,
Sardinien, auf dem Balkan und in Teilen Nordafrikas ist der Weidensperling
zu finden, welcher noch kein Kulturfolger, wie die vorgenannten, ist. Als
Voraussetzung zum Beziehen eines Brutreviers gelten für den Haussperling,
die ganzjährige Verfügbarkeit von Nahrung und die Möglichkeit eines
Nistplatzes, seien es Höhlungen und Nischen an Gebäuden oder zumindest
Sträucher bzw. Bäume. Optimal sind für ihn Zoos, Vieh- und Geflügelfarmen.
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Der Haussperling ist mit 15 bis 16 cm Körperlänge und
27 bis 30 g Gewicht etwas größer und fülliger als der Feldsperling. Das
Männchen hat einen schwarzen Brustlatz, einen grauen
Scheitel und einen kastanienbraunen Nacken. Sein Bauch ist grauweiß und sein
Rücken mattbraun. Seine Flügel tragen ein kurzes, doch auffallendes Band.
Ein dunkler Ohrfleck fehlt, woran man auch den Italiensperling, dessen
Männchen einen braunen Scheitel hat, vom Feldsperling unterscheiden kann.
Hinter dem Auge befindet sich ein kleiner weißer Fleck, der sich beim
Italiensperling bis vor dem Auge verlängert. Der Weidensperling gleicht dem
Italiensperling, nur ist sein schwarzer Brustlatz ausgeprägter und auch
seine Flanken sind schwarz gefärbt. Der Schnabel ist zur Brutzeit schwarz.
Sonst nur an der Spitze dunkel und der Oberschnabel rötlichgrau, während der
Unterschnabel gelblich gefärbt ist. Die Weibchen aller drei Rassen
sind kaum voneinander zu unterscheiden. Sie sind oberseits mattbraun,
unterseits graubraun und haben einen fahlen Augenstreif. Ihr Schnabel ist
horngrau. Jungvögel ähneln zwar dem Weibchen, wirken aber heller und
insgesamt gelblicher. Ihr Gefieder ist lose strukturiert. Die Nestlinge
sind nach dem Schlüpfen rosignackt und ohne Dunen. Ihr Rachen ist rosagelb
und die Randwülste blassgelb. nach oben
Es sind aufgetreten: Schwarze Strichelung oder
Fleckung der grauen Kopfplatte; Rotbraune Federn im schwarzen Brustlatz oder
kastanienbraunes Brustschild; Gehäuftes Auftreten von weißfedrigen Vögeln
hauptsächlich in der Nähe eines Atomkraftwerkes; Selten werden fahl
gelbliche bis hellsandfarbene, bzw. silbergraue Vögel beobachtet; Durch
Mutationen sind während der Zucht verschiedenen Farben entstanden, wie
beispielsweise braun, achat, pastell, isabell usw. usw..
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Der Haussperling ist tagaktiv. So sind während der
Aufzucht der Jungen 14 bis 16 Stunden Nahrungsbeschaffung keine Seltenheit.
Auf dem Boden bewegt er sich hüpfend fort. Sein Flug ist schwer und findet
durch schnelle Flügelschläge statt. Es gibt größere Schlafgesellschaften in
Hecken, Bäumen oder in verlassenen Bauwerken. Haussperlinge baden das ganze
Jahr über, im Winter natürlich nur wenn kein Frost ist. Gerne wird auch im
Pulverschnee gebadet. Nach dem Wasserbad folgt oft ein Staubbad und dann ein
Sonnenbad. Alles erfolgt meistens in geselliger Runde, bzw. ist es ein
Leben in der Gruppe. Weibchen sind während der Brutzeit und da besonders am
Nest, auch dem eigenem Männchen gegenüber, sehr dominant. Außerhalb der
Brutzeit herrschen die Männchen. Besonders Männchen mit großen ausgedehnten
Brustlatz sind dominant und entsprechend sehr aggressiv, sie sind aber bei
den Weibchen begehrt. Zwangsläufig sind sie deshalb häufig in Konflikten
verstrickt. Das Lied des Haussperlings ist nicht so wohlklingend und
abwechslungsreich wie beim Feldsperling, sondern ein monotones Schilpen in
anhaltender Folge: »tschilp«, »schielp«, »tschrp«, »tschirp«, »tschirrip«
oder »tschirrep«. Der Balzgesang ist ein schnelles erregtes Schilpen
»tschilp tschelptschelp«. Zur Kopulation fordern Männchen mit »iag« und
Weibchen mit einem leisen »djie« auf. Der Stimmfühlungslaut ist ein
»schilp«. Warnrufe bei Luftfeinden »drüüüü« und bei Bodenfeinden »kew kew«.
Bettelrufe der Nestlinge in den ersten Tagen »schiep schiep« und danach »tjilp«.
Angstruf »schrieii«. Beim Abflug und bei der Landung entsteht ein
Flügelburren. nach oben
Meine Volieren sind ganz überdacht und die
Wetterseiten verkleidet , damit sie Wind, Regen und Schnee abhalten.
Zusätzlich ist noch ein Schutzraum angebaut, indem auch Wasser und Nahrung
angeboten wird. Der Boden ist mit Fichtennadeln abgestreut und in der Mitte
der Voliere steht ein Holunderstrauch. Haussperlinge habe ich schon in einer
größeren Voliere im Schwarm gehalten. Der Schwarm bestand aus ursprünglich
zwei Zuchtpaaren mit den Jungen des ersten Zuchtjahres, insgesamt 16 Vögel.
Obwohl in der Voliere genügend Nistkästen vorhanden waren, gab es im
Folgejahr nur Schwierigkeiten. Von morgens bis abends Streitigkeiten. Es gab
Kämpfe um bestimmte Nistkästen und letztendlich kam es soweit, daß wenn
Junge geschlüpft waren, diese getötet wurden und im Futternapf abgelegt
wurden. Im Sommer gab ich jedem Zuchtpaar eine Einzelvoliere und ließ die
Jungen des Vorjahres fliegen. Sofort trat Ruhe ein .
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Die Geschlechtsreife bei Haussperlingen tritt am Ende
des 1. Lebensjahres ein. Es wird eine monogame Dauerehe geführt. Es kommt
meistens erst bei Tod eines Partners zur Neuverpaarung. Vereinzelt kommen
aber Polygynie und auch Bigynie vor. In jedem Falle geht eine vorhandene
Brut verloren. Bei Bigynie vernichtet das Weibchen Eier und Junge des
anderen Weibchen. Übernimmt ein Männchen ein verwitwetes Nachbarweibchen, so
wird durch ihn die Brut des Weibchens vernichtet und er versichert sich so
beim nächsten Mal der Vaterschaft. Picken des Männchens an der Kloake des
Weibchens, kommen auch in der Voliere bei paarweiser Haltung vor. Ob hier
der gleiche Grund wie bei der Heckenbraunelle vorliegt, das es zum Ausfluss
des Spermas kommt, ist noch unbekannt aber denkbar, zumal nur das angepaarte
Männchen dieses darf. nach oben
Die Paarbildung setzt immer einen Brutplatz, meistens
eine Höhle voraus. Diese wird gegen jeden Rivalen verteidigt. Ist ein
Weibchen interessiert, so gerät das Männchen in höchste Erregung. Mit
gesträubten Gefieder, hängenden Flügeln und aufgestelzten Schwanz, hüpft es
hin und her. Es beißt das Weibchen oder jagt es weg, bis dieses die
Aggression des Männchens überwindet. Dann schlüpft das Männchen mit einem
Halm im Schnabel in die Höhle. Das Weibchen bekundet seine Bereitschaft mit
zitternden Flügeln und wimmernden Lauten und folgt dem Männchen durch kurzes
Einschlüpfen. Ab jetzt bleibt das Paar beisammen. Je ausgeprägter der
Brustlatz eines Männchen ist, um so stärker reagieren Weibchen darauf.
Treibt zu Anfang der Bekanntschaft das Männchen zur Paarung, so ist es
hinterher das Weibchen welches regelmäßig dazu auffordert. Es duckt sich
dann waagerecht mit leicht erhobenen Schwanz und vibrierenden Flügel und
ruft leise »djie«. Das Männchen antwortet mit »iag« und fliegt mit
gesträubten Gefieder auf. Weibchen können alle paar Minuten zur Kopulation
auffordern und wenn der Partner dann nicht reagiert, kann es durchaus Prügel
geben. Je mehr Sperlinge beieinander sind, desto mehr Kopulationen erfolgen,
um die eigene Vaterschaft zu sichern.
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Der Neststand kann in verschiedenen aber geschützen
Hohlräumen sein, sei es ein Mauerloch, eine Nische unter dem Vordach, in
Baumhöhlen, Nistkästen, Schwalbennestern oder beispielweise im Horst eines
Storches oder Greifvogels. Sie können auch ein Nest im Gebüsch oder Bäumen
anfertigen, ganz gleich wo, es ist immer ein Kugelnest mit seitlichem
Eingang. Von beiden Partnern wird es gebaut aus Stroh, Heu, Lumpen oder
Papier. Spatzen verbauen fast alles. Das wichtigste ist die Auspolsterung im
Innern mit Hühnerfedern. Gerne wird kolonieweise gebaut, wobei aber jedes
Paar seine Selbständigkeit behält. Der Abstand der Nester beträgt dann
mindestens 50 cm. Nistmaterial, hauptsächlich aber Federn werden bis zum
Schlupf der Jungen eingetragen. nach oben
Vor der Eiablage, welche täglich erfolgt, sollte
schon Kalk gereicht werden. Es könnte sonst leicht zu einer Legenot kommen.
In Gestalt, Größe und Farbe sind die Eier sehr unterschiedlich. In der Farbe
weiß oder schwach grünlich bzw. gräulich und mit Flecken in verschiedenen
Grau- und Brauntönen versehen. Selbst die Eier eines Geleges können
unterschiedlich sein. Selten kommen auch ungefleckte Eier vor.
Ein Gelege besteht aus 4 bis 6 Eier, welche eine
durchschnittliche Größe von 15 x 22 mm und ein Gewicht von etwa 3 Gramm
haben.
Brutbeginn ist nach Ablage des letzten Eies, während
die Gesamtbrutzeit 12 Tage beträgt. Beide Partner brüten abwechselnd, wobei
aber das Weibchen immer während der Nacht auf dem Gelege sitzt. Während der
Zeit, in der das Weibchen sich Nahrung besorgt, hält wahrscheinlich das
Männchen die Eier nur warm, denn es hat ja keinen Brutfleck.
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Die geschlüpften Jungen werden sofort mit
zerkleinerten Insekten durch beide Eltern gefüttert und auch gehudert. Das
Nest wird sauber gehalten. So wird der Kot in den ersten Tagen verschluckt,
danach hinausgetragen. Die Augen der Jungen sind am 5. Tag offen. Je älter
sie werden, je mehr bekommen sie aufgequollene und milchige Sämereien. Nach
14 Tagen verlassen sie das Nest, werden aber vom Männchen noch eine zeitlang
gefüttert, während das Weibchen seine nächste Brut vorbereitet. Damit sie
nicht stören, sollten die Jungen mit 28 bis 30 Tagen von den Eltern entfernt
werden.
Erwähnenswert ist noch das Phänomen »Helfer am Nest«. Sollten die Eltern
verloren gehen, so finden sich
durch die intensiven Bettelrufe der Jungen animiert, meistens Haussperlinge
aus der Nachbarschaft, welche die Jungen füttern bis sie selbständig sind.
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Die Jugendmauser (Vollmauser) beginnt im Alter von 6
bis 8 Wochen. Je nach dem Zeitpunkt der Geburt kann sie sich von ca. 80
Tagen auf 65 Tage verringern, sodass sie zum Zeitpunkt der ungünstigen
Witterung fertig sind. Die Mauser der Altvögel läuft in den Monaten
Mitte Juli oder August ab. Bei den Männchen eher als bei den Weibchen.
Es wurden Weibchen festgestellt, welche schon während der letzten Brut
mauserten. Haussperlinge neigen bei Gefahr oder Erschrecken zur
Schreckmauser. nach oben
Die Ernährung des Haussperlings dürfte kein Problem
sein, da er Allesfresser ist. Trotzdem sollte man auf Abwechslung achten. Im
Frühjahr und im Sommer nimmt er hauptsächlich Weichfresserfutter , lebende
Insekten und halbreife Sämereien zu sich, im Herbst und Winter sind es
meistens Sämereien. Das ganze Jahr steht ihnen zur freien Aufnahme ein gutes
Waldvogelfutter zur Verfügung. Weil sie gerne Getreidekörner aufnehmen,
mische ich zwischendurch eine Handvoll Hühnerfutter darunter, weil hier
verschiedene Arten gemischt vorkommen. Sehr gerne nehmen sie gequollenes
Getreide auf. Animalische Kost gebe ich nur ausreichend zur Jungenaufzucht.
Sie bekommen in den ersten Tagen Ameisenpuppen und kleine Mehlkäferlarven.
Ab vierten bis fünften Tag gebe ich ausgewachsene Mehlkäferlarven, Puppen
und Pinkys. Die Insekten werden leicht in Pflanzenöl gewälzt und mit
Vitaminen und Mineralien bestreut. Mit zunehmenden Alter der Jungen nehmen
die Eltern mehr und mehr Sämereien zum Füttern.
Im Frühjahr nehmen sie alle möglichen Knospen und Blütenblätter von
Obstbäumen und Blumen zu sich. Sehr gerne werden im Sommer und Herbst auch
Beeren aufgenommen. Im Winter gehen sie gerne an ein Stück aufgespießten
Apfel oder Gurke. Nachstehende Pflanzen werden gebündelt und in Halterungen
gesteckt: Amarant, Ampfer, Beifuß, Brenn-Nessel, große und kleine, Gänsefuß,
Gauchheil, Gräser, Habichtskraut, Knöterich, Löwenzahn, Nachtkerze, Salat,
Salbei und Vogelmiere.
Bei dieser Ernährung kann der Haussperling durchaus ein Alter von 15 und
mehr Jahren erreichen. nach oben
Leider wird der Haussperling kaum noch in seiner
Wildfarbe gezogen, dieses wird sich wohl auch nicht ändern. Obwohl die Zucht
sehr interessant sein und viel Freude bereiten kann, werden die neuen
Farbschläge ihn bis auf wenige Ausnahmen, leider aus unseren Volieren
verdrängen. nach oben
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