Schloss Chapultepec


Schloss Chapultepec ist ein Schloss, das ursprünglich vor den Toren von Mexiko-Stadt lag und verschiedenen Herrschern des Landes als Sommerresidenz diente. Die heutige Erscheinungsform geht im Wesentlichen auf Umbauten während des Zweiten Kaiserreiches zurück.
Geografische Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schloss Chapultepec liegt auf dem Gipfel des Chapultepec („Heuschreckenhügel“ auf Aztekisch) im Westen von Mexiko-Stadt.
Ursprung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bereits vor der Eroberung des Aztekenreiches durch Hernán Cortés gab es am Fuß des Berges einen Palast, der durch die Spanier zerstört wurde.
1784 ließ Vizekönig Bernardo de Gálvez y Madrid hier von dem Ingenieur Augustin Mascaró einen Sommersitz errichten.[1] Das Schloss hatte zwei Geschosse und war in klassizistischem Stil gestaltet.[2] 1806 wurde das Schloss von der Stadt Mexiko erworben. Während des Unabhängigkeitskriegs wurde das Gebäude aufgegeben und erst 1833 als Militärakademie erneut genutzt und dafür umgebaut. Im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg von 1847 wurde das Schloss angegriffen, der Widerstand der Kadetten in der Schlacht von Chapultepec wird bis heute in Mexiko gewürdigt.
Kaiserliche Residenz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Schloss
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Dem 1864 installierten Kaiserpaar Maximilian und Carlotta (Charlotte) diente als Residenz offiziell der Palacio Imperial (heute: Palacio Nacional) in Mexiko-Stadt. Sie bevorzugten das Schloss Chapultepec aber zum Wohnen.[3] Das Schloss lag damals immer noch außerhalb, inmitten eines Waldgebietes, auf dem Hügel und bot einen fantastischen Blick über Mexiko-Stadt.[4] Der mexikanische Architekten Ramon Rodrigez Arrangioti richtete das Schloss aufwändig, im Stil des Historismus, für das Kaiserpaar her. Santiago Rebull Gordillo malte es innen aus. Möbel und luxuriöse Ausstattungsgegenstände wurden aus Europa importiert.[5] In der politischen Krise des untergehenden Kaiserreichs schwankte Maximilian 1867, ob er in Mexiko bleiben oder nach Europa zurückkehren sollte. In dieser Phase wurde ein Teil der mobilen Ausstattung des Schlosses nach Österreich zurückgeschickt, wo es sich heute in Museumsbesitz befindet.[6] Aber auch in Chapultepec blieben einige Räume mit Originalmobiliar Maximilians erhalten.
Die Arbeiten zum Umbau und der Ausgestaltung des Schlosses verschlangen gewaltige Summen.[7] Die Kosten trug der Kaiser aus seinem Privatvermögen, denn die Staatskasse war leer.[8] Nach dem Tod Kaiser Maximilians gab es aber noch viele offene Rechnungen, auch österreichischer Unternehmen, die versuchten, seine Erben heranzuziehen.[9]
Die Umgebung
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Maximilian ließ um das Schloss einen großen Park anlegen, den er persönlich plante und der durch Hofgärtner Wilhelm Knechtel betreut wurde.[10]
Maximilian befahl weiter den Bau eines schnurgeraden Boulevards, der Chapultepec mit dem Stadtzentrum verband. Zu Ehren von Kaiserin Carlotta wurde dieser als Paseo de la Emperatriz bezeichnet. Nach Wiederherstellung der Republik 1867 wurde die Prachtstraße in Paseo de la Reforma umbenannt.
In der Republik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach dem Sturz Maximilians diente das Schloss den Präsidenten Mexikos als Regierungssitz. Seit 1944 beherbergt es das „Museo Nacional de Historia“.
Am 16. Januar 1992 wurde auf dem Schloss, auf Vermittlung von UN-Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali, das Friedensabkommen von Chapultepec unterzeichnet, das den salvadorianische Bürgerkrieg beendete. Mit dem Vertrag wurde Frieden zwischen der salvadorianischen Regierung und der Nationalen Befreiungsfront Farabundo Martí (FMLN) geschlossen. Neben dem damals amtierenden Präsidenten Alfredo Cristiani und dem Führer der FMLN Schafik Handal auch der Rebellen-General und spätere Präsident El Salvadors Salvador Sánchez Cerén.[11]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Andreina Contessa und Alice Cavinato: Miramare. Das Schloss und sein Park. Kunsthistorisch-botanischer Museumsführer. Silvana, Cinicello u. a. 2023. ISBN 978-883665719-3
- Marlene Ott-Wodni: Südamerikanischer (Alb)traum. Maximilians Mexikanische Residenzen. In: Ilsebill Barta, Marlene Ott-Wodni und Alena Skrabanek: Repräsentation und (Ohn)Macht. Die Wohnkultur der habsburgischen Prinzen im 19. Jahrhundert – Kaiser Maximilian von Mexiko, Kronprinz Rudolf, Erzherzog Franz Ferdinand und ihre Schlösser. Böhlau, Wien u. a., Wien 2019. ISBN 978-3-205-20035-2, S. 91–98.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Ott-Wodni, S. 92.
- ↑ Contessa / Cavinato, S. 103.
- ↑ Ott-Wodni, S. 91.
- ↑ Contessa / Cavinato, S. 103.
- ↑ Ott-Wodni, S. 92.
- ↑ Ott-Wodni, S. 98.
- ↑ Ott-Wodni, S. 92.
- ↑ Ilsebill Barta: Maximilian von Mexiko. Der Traum vom Herrschen (= Publikation der Museen des Mobiliendepots Band 31). M MD, Wien 2013. ISBN 978-3-90156891-6, S. 101–109.
- ↑ Schloss Artstetten Archiv / Kaiser Maximilian v. Mexiko / Regal C sowie Wladimir Aichelburg, Erz Franz Ferdinand von Österreich Este 1863-1914, Tome 3 Seite 873
- ↑ Ott-Wodni, S. 92.
- ↑ Friedensvertrag von El Salvador (unterzeichnet in Chapultepec). In: Quetzal Leipzig. 13. Dezember 1993, abgerufen am 14. Februar 2024.
Koordinaten: 19° 25′ 13,7″ N, 99° 10′ 54,4″ W