BWM: Neubau die Ausnahme
Vom österreichischen Pavillon auf der Expo im japanischen Osaka bis zum Um- und Ausbau des Funkhauses in Wien und darüber hinaus reicht die Planungs-Palette der Wiener BWM Designers & Architects.
Neubau ist bei uns die Ausnahme, 90 Prozent unserer Planungen betreffen Aus- und Umbauten in Bestandsgebäuden“, erklärt Markus Kaplan, Partner der Wiener BWM Architektur & Design interdisziplinäre GmbH mit ZT im Gespräch mit Building Times. Er zeichnet für den Bereich Architektur und Hochbau verantwortlich. In einem Portrait des Büros wird der gebürtige Salzburger (Jahrgang 1972) als „Experte für Hotel-, Wohn- und Städtebau“ bezeichnet, dessen Büro in jüngster Zeit unter anderem mit dem Österreich-Pavillon auf der Expo im japanischen Osaka und dem Um- und Ausbau des unter Denkmalschutz stehenden traditionellen Wiener Funkhauses aufgefallen ist. „Das gestapelte Grätzl“ hat er das genannt.
Markus Kaplan hat eine Ausbildung zum Bauzeichner für Hochbau absolviert und anschließend das Architektur-Studium an der TU Graz. Bereits 1994, also mit 22 Jahren, hat er als „Azubi in einem Architekturbüro“, wie er sagt, an einer Ausstellung in Gelsenkirchen mitgearbeitet. Seit der Gründung von BWM im Jahr 2004 ist er von BEHF kommend dort beschäftigt, „zuerst als Junior-Partner ab 2008 und ab 2014 in der Geschäftsführung“. Dort ebenfalls vertreten ist András Klopfer und natürlich die die drei BWM-Gründer Erich Bernard, Daniela Walten und Johann Moser, die zuvor ebenfalls bei BEHF gewirkt haben. Seit 2012 ist Kaplan Gründer und Gesellschafter der Grätzl Betriebs GmbH und Gesellschafter der Urbanauts Hospitality GmbH, welche die grätzlhotels betreibt. Das innovative Hotelkonzept wurde 2016 mit dem „Hotelier des Jahres“ ausgezeichnet. 2013 erfolgte die Gründung der bwm retail gmbh.
75 Beschäftigte mit weiblichem Überhang 
Derzeit beschäftigt BWM rund 75 Mitarbeiter:innen, „mehr als die Hälfte Frauen“, die von der Ausbildung her „meist Innenarchitekt:innen und Architekt:innen sind“ die meisten im Hotelplanungs-Bereich, darunter ein ehemaliger Hotel-Direktor und mehrere Künstler. „Wir sind breit aufgestellt“, fasst Kaplan zusammen. Die Beschäftigten kommen aus allen österreichischen Bundesländern sowie aus Deutschland, Italien, Ungarn, Tschechien, Bulgarien, Rumänien, der Türkei, Spanien, Großbritannien, Luxemburg und der Schweiz. „Wir sprechen im Büro alle Sprachen“, lacht Kaplan. Weniger im Büro als öffentlich kann man auch andere Töne hören, denn Kaplan spielt mit seinem BWM-Partner Erich Bernard auch Musik, nämlich in der Band Jazz@BWM. „Seit 25 Jahren. Gestern hatten wir wieder eine Probe. Wir treten sechs bis acht Mal im Jahr auf und könnten auch öfter spielen, das lässt aber die Arbeit im Büro nicht zu“, sagt der musizierende Architekt.
Wirtschaftlich spielt das Büro derzeit sanftere Stücke. „Es ist eine Zeit, wo wir uns eher horizontal bewegen, wir aber zufrieden damit sind, dass wir es geschafft haben durch diese Krisenzeiten durchzugehen, ohne die Mannschaft zu verkleinern.“ kommentiert der Partner im Gespräch mit Building Times das laufende Jahr. Das spektakuläre Projekt ist für Kaplan im Moment noch bis 13. Oktober auf dem Österreich-Pavillon der Expo im japanischen Osaka zu sehen. „Sicher eines unserer Leuchtturm-Projekte“, hat hierzulande relativ wenig Aufmerksamkeit erregt, was vermutlich darin liegt, dass Japan weit weg ist, wenngleich es in Horn bei Leyrer + Graf vorgefertigt wurde. Hervorgegangen ist das Projekt aus einem zweistufigen Realisierungswettbewerb, den BWM gemeinsam mit der deutschen Ausstellungs-Agentur „facts and fiction“ gewonnen hat. Das Expo-Motto „Designing future societies for our lives“ wird im Österreich-Pavillon umgesetzt, der sich aus zwei zentralen Elementen zusammensetzt: Einer imposanten Spiralskulptur und dem dahinter liegenden Pavillon-Gebäude, welches das Thema umsetzt: „Austria. Composing the Future“. Zwar sind Markus Kaplan „immer die aktuellen“ Projekte die liebsten, dennoch hat er eine nicht gereihte Punktation der liebsten: Das Südbahnhotel am Semmering, das ist das ehemalige Grand Hotel in der Nähe des Passes, das Funkhaus, das Schloss Droß und das Alpine Palace/Falkensteiner Hotel in Saalbach-Hinterglemm.
Während es zum Südbahnhotel noch keine Details gibt, weil es erst ganz am Anfang steht, handelt es sich beim Schloss Droß im Bezirk Krems-Land um die Planung und Entwicklung eines Hotelprojektes im Zuge einer Sanierung des Schlosses bei gleichzeitiger Errichtung eines Neubaus inklusive Spa auf dem benachbarten Grundstück. „Dual-Brand Hotelkonzept für IHG, Schloss: Vignette & Neubau: Crown Plaza, heißt es dazu in der Projektbeschreibung. Für das Alpine Palace/Falkensteiner Hotel Hinterglemm wird ein Bestandsumbau des bestehenden 5-Sterne-Hotels für den Allgemeinbereich und die 127 Zimmer geben. Ein anderes Hotel-Projekt ist bereits im Vorjahr erledigt worden: Aus dem denkmalgeschützten ehemaligen WKO-Gebäude wurde The Hoxton Vienna. „Bei Denkmalschutz bieten wir nicht nur Architektur, sondern auch die Innenarchitektur an, was den Vorteil hat, dass man mit der denkmalgeschützten Substanz ganzheitlich umgehen kann“, wie beispielsweise beim Hotel Straubinger in Bad Gastein“, berichtet Architekt Markus Kaplan. Sind das alles doch eher größere und große Projekte, so geht es bei BWM „manchmal“ auch kleiner: Etwa ein Jagdhaus für einen Bauträger, das denkmalgeschützte Geschäft der A. E. Köchert Juweliere in Salzburg oder in Bad Gastein eine Pizzeria, zählt Kaplan auf. „Wir bekommen sehr viele Direkt-Beauftragungen, nehmen aber auch an rund 15 Wettbewerben pro Jahr teil, vor allem solchen der Öffentlichen Hand“.
Am Puls der Zeit
Was sich seit Beginn seiner Selbstständigkeit in der Gebäudetechnik geändert habe? „Für uns, dass wir noch mehr im Bestand planen und mehr regenerative Energien einsetzen. Die Verwendung der Baustoffe hat sich geändert, nicht nur Holz ist verstärkt gekommen, sondern beispielsweise auch Lehm. Auch verwenden wir gar keine Kunststoffe mehr und der Einsatz von Beton wird auf das notwendige, minimale Ausmaß beschränkt“.
Zu den Veränderungen in der Architektur sagt Kaplan: „Die Prozesse sind wesentlich komplexer geworden, es braucht viel mehr Experten an einem Projekt, es gibt es auch viel mehr Unterlagen und die Auflagen sind sehr hoch geworden. Die Kompetenz des Projektleiters ist immer wichtiger geworden“. Ein Projekt ist für den Architekt, verheirateten, vierfachen Vater und begeisterten Segler Markus Kaplan trotz einer imposanten Projektliste noch offen: „Wenn ich mir was wünschen kann, dann möchte ich mal eine Marina planen“. Was er nicht möchte, steht auch fest: „Ich möchte nicht für Diktatoren planen“.
		
